Es gibt viele wirksame Hebel, mit denen Händler ihre Verkaufsflächen effizienter und klimaschonender gestalten können. Dazu gehört zum Beispiel die Beleuchtung. Ein Händler in Schwalmstadt zeigt, wie es gehen kann.
Wenn es um die Themen Energiewende und Energieeffizienz geht, dann drehen sich die Diskussionen oft um die ganz großen Projekte: Offshorewindparks, Nord-Süd-Stromtrassen, LNG-Terminals. Das ist sicher gut und wichtig, doch oft sind es auch die augenscheinlich kleinen Schritte, die einen großen Unterschied machen können. Beobachten lässt sich das bei Gundlach Sport & Mode in Schwalmstadt im Norden von Hessen. Eigentümer Bernd Gundlach ist vor Ort eine Institution, seit 30 Jahren verkauft er Sportartikel und Mode an die Menschen zwischen Marburg und Kassel. Mittlerweile hat er seinen 800 QuadratmeterVerkaufsfläche fassenden Laden kräftig auf Energieeffizienz getrimmt, und das mit einem unscheinbaren Mittel: der Beleuchtung. „2018 sind wir in unser aktuelles Geschäft gezogen“, erinnert er sich: „Dann haben wir uns mit Bernd Heß zusammengesetzt und uns gefragt, was wir im Hinblick darauf machen können.“
Bernd Heß ist Klimaprofi bei SPORT 2000, einen Titel, den er sich mit einer Zusatzausbildung erarbeitet hat. Im Hauptberuf ist er Geschäftsführer der Beleuchtungsfirma Logo Licht in Sulz am Neckar. Mit dem Thema Beleuchtung kennt er sich also aus. „Bis zu 70 Prozent der Energiekosten in Geschäften entfallen auf diesen Bereich“, erklärt er. Viele Händler würden das Licht morgens an- und abends nicht wieder ausschalten, es brenne durchgehend. „Da kann man schon fragen: Muss das sein?“, meint Heß. Hinzu komme, dass die Beleuchtungstechnik oft Jahre oder gar Jahrzehnte alt sei, das fresse viel Strom. „Allein die Umrüstung auf LED kann da 65 Prozent Einsparung bedeuten“, erläutert der Klimaprofi.
Carola und Bernd Gundlach verkaufen seit 30 Jahren Sportartikel
Das Geschäft in Schwalmstadt hat 800 Quadratmeter Verkaufsfläche
„Quick Wins“ für das Klima
In dieser Dimension bewegt es sich auch bei Bernd Gundlach. 2022 leitete er in seinem Geschäft den großen Umbau ein, tauschte die Strahler auf der Verkaufsfläche aus, außerdem stellte er noch die Lüftungsanlagen um. „So haben wir mal eben 50 Prozent eingespart“, freut er sich. Das kostete einiges, mehrere 10.000 Euro flossen in die Maßnahmen. „Das ist natürlich viel Geld für einen Händler“, sagt er. Es ist aber eine Investition, die sich offenbar lohnt. Gundlach spart nicht nur dank der Lichtumstellung bei den Energiekosten, auch die Kunden goutierten die Maßnahmen. „Die Lichtqualität ist besser, sie fühlen sich bei uns wohler“, sagt er. Zudem werde die Ware besser in Szene gesetzt.
Langfristig soll aus der Energieeffizienz dann auch Klimafreundlichkeit werden. Nur bis die wirklich erreicht ist, braucht es deutlich mehr als einen Strahler-Austausch, wie auch Bernd Gundlachweiß: „Wir haben noch eine Reihe weiterer Maßnahmen aufgezeigt bekommen, etwa bei den Dichtungen an Tür und Fenstern“, sagt er. Aber: „Eine komplette Klimasanierung kostet richtig viel Geld, das gehen wir deshalb nach und nach an.“ Ein Vorgehen, das auch Bernd Heß gut versteht und meistens so mit den Händlern bespricht.
Die zur ANWR GROUP gehörende DZB BANK unterstützt die angeschlossenen Händler bei Investitionen in Digitalisierung, Effizienz, Innovation und Nachhaltigkeit. Sie hat den Förderbereich ihres bereits bestehenden „D.E.I.N. Plafond“ explizit auch auf Investitionen in Strom und Wärmeeffizienz erweitert.
„Wir machen immer eine Bestandsaufnahme, unter anderem für das Licht, aber auch für zum Beispiel die Heizung und die Dämmung.“, sagt Bernd Heß. Daraus entsteht dann ein Dreistufenplan, der immer mit möglichst effektiven und gut umsetzbaren Maßnahmen beginnt. Heß spricht von „Quick Wins“: „Die helfen schnell und zeigen den Händlern direkt, dass sich die Maßnahmen lohnen.“ Das könne die Beleuchtung sein, aber auch eine Beflockungsmaschine. „Die läuft heute bei manchen Sportgeschäften den ganzen Tag, dabei würde es wahrscheinlich reichen, wenn man die einmal für zwei Stunden anschmeißt und alle Bestellungen abarbeitet“, so Heß. Der Wunsch nach diesen Quick Wins ist so hoch wie noch nie. Der russische Angriffskrieg auf die Ukraine und die anschließende Energiekrise haben viele Händler ins Grübeln gebracht. Dazu kommen strengere Klimavorgaben vom Gesetzgeber, die zumindest indirekt auch auf das eine oder andere Geschäft durchschlagen. „Mehr Händler rechnen jetzt sehr genau nach und überlegen, wo sie einsparen können“, sagt Heß. Das Geschäft von Gundlach war für ihn das erste Modellprojekt, aber allein aktuell habe er 15 weitere Händler, die einen ersten Termin mit ihm vereinbart haben. Bernd Gundlach selbst ist hochzufrieden mit der Entscheidung für die Maßnahmen. „Ich gehe davon aus, dass ich die Investition in einem Jahr ieder hereingeholt habe“, sagt er. Dank des SPORT 2000-Klimaberatungsprogramms kommen ihn diese Investitionen auch deutlich günstiger. Er rät anderen Händlern, sich des Themas anzunehmen und nicht den Kopf in den Sand zu stecken. Denn – so seine Erfahrung – die Kunden schätzen es, wenn der Einzelhändler vor Ort sich Gedanken um das Klima macht und Maßnahmen ergreift.
Text: Lars-Thorben Niggehoff
Fotos: Andreas Wiese